In einer Gesellschaft, die von Stereotypen und unrealistischen Schönheitsstandards geprägt ist, ist es an der Zeit, das Frauenbild in Deutschland kritisch zu hinterfragen. Als Künstlerin, die für ihre unzensierten Aktgemälde bekannt ist, möchte ich den Fokus auf meine Kunst lenken, um das traditionelle Frauenbild zu revolutionieren. Durch meine neuste Serie "Desnúdate" und meine Vision der Selbstbestimmung und Entschlossenheit möchte ich dazu motivieren, die gesellschaftlichen Stereotypen, vor allem das steife Frauenbild, neu zu definieren und eine Kultur der Emanzipation und Freiheit zu schaffen.
Die Illusion der Perfektion
In der deutschen Gesellschaft werden Frauen oft mit einem unrealistischen Idealbild konfrontiert, das von den Medien und der Werbung geschaffen wird. Schlanke Körper, makellose Haut und perfekte Proportionen werden als Norm propagiert und lassen wenig Raum für Individualität und Vielfalt. Diese konstruierte Vorstellung von Schönheit erzeugt Druck, Selbstzweifel und Selbstverurteilung bei vielen Frauen. So ist es auch nicht verwunderlich, dass sich weltweit nur 4 Prozent der Frauen für schön halten. Ist es nicht an der Zeit, diese Illusion der Perfektion zu durchbrechen und echte Schönheit in ihrer Vielfalt zu erkennen und zu feiern?
Verzerrtes Frauenbild
Vor allem stört mich das immer noch so klischeehafte Frauenbild in Deutschland, insbesondere mit Blick auf die Vereinbarkeit von Familie und Arbeit. Ich persönlich möchte als Frau in keine Kategorien gesteckt werden und meine eigenen Bedürfnisse und Träume zurückstellen, nur weil das gesellschaftliche Bild von Frauen noch ein sehr traditionelles und veraltetes darstellt. Manchmal habe ich das Gefühl, dass egal wie Frauen es machen, es nie richtig ist. Sind sie zu dünn, ernten sie Kommentare, sind sie zu dick, sowieso. Sind Frauen ambitioniert und arbeiten viel, wird ihnen automatisch unterstellt, dass sie egoistisch und einsam sind. Sind sie single, wird das nicht einfach akzeptiert, sondern sie werden immer wieder an ihre biologische Uhr erinnert. Am schlimmsten aber finde ich die gesellschaftliche Nicht-Akzeptanz von zufriedenen, unverheirateten, kinderlosen Frauen.
Sind Frauen denn wirklich nur vollwertige Mitglieder der Gesellschaft, wenn sie einen Mann an ihrer Seite haben und davon träumen, eine Familie zu gründen?
An dieser Stelle möchte ich festhalten, dass es ungefähr tausend Gründe dafür geben kann, warum das Leben dieser eben beschriebenen Frau gerade so ist, wie es ist und warum es vielleicht auch genauso gut ist! Beispielsweise könnte diese Frau gerade aus einer Beziehung kommen, in der sie und ihr Partner nur noch nebeneinanderher gelebt und sich gestritten haben, ohne viel Liebe und Zuneigung. Womöglich aber auch viel Schlimmeres! Zum Thema Kinder: Nicht jede Frau will heiraten oder unbedingt Kinder bekommen und auch das ist ihr gutes Recht. Andere möchten vielleicht Kinder, aber es ist ihnen nicht vergönnt. Auch hier kann es zig Gründe geben, warum etwas nicht so ist, wie es in der Gesellschaft immer noch als „normal“ oder Standard vorgelebt wird.
Eine Frage, die ich mir oft stelle: Wer hat beschlossen, dass das Konstrukt von Beziehung und Familie, Haus und Hof das Non-Plus-Ultra sein muss? Warum ist alles, was davon abweicht automatisch weniger wert? Vor allem, wenn ich dann lese, dass 2020 weniger als 50 Prozent der Deutschen in Beziehungen rundum glücklich waren, Frauen dabei noch weniger als Männer. Schon bedenklich, oder?
Die Veränderung beginnt bei uns
Es ist an der Zeit, dieses Denken hinter uns zu lassen und Frauen als selbstbestimmte, mutige und vielseitige Individuen zu akzeptieren. Wir brauchen kein Mitleid, keine Erinnerung daran, dass wir älter werden und auch keine Datingtipps von Leuten, die noch nie länger als zwei Wochen in ihrem Leben single waren. Um das Frauenbild in der deutschen Gesellschaft zu verändern, müssen wir bei uns selbst anfangen. Dabei ist es in meinen Augen essenziell, sich weniger Gedanken um andere zu machen und sich stattdessen mehr mit sich und seinen eigenen Baustellen zu beschäftigen. Jeder von uns hat ungelöste Konflikte, um die wir uns erst einmal kümmern sollten, bevor wir es uns anmaßen über andere zu urteilen. Gleichzeitig müssen wir uns von gesellschaftlichen Erwartungen befreien, unsere wahre Identität erkennen und unsere eigenen Bedürfnisse und Wünsche herausfinden.
Kunst als mächtiges Werkzeug
Hier kommt meine Kunst ins Spiel. Durch meine Serie "Desnúdate" stelle ich den weiblichen Körper in seiner ganzen Natürlichkeit und Authentizität dar. Die Körper ohne Gesichter symbolisieren die universelle Erfahrung der Unterdrückung und ermutigen dazu, sich von den gesellschaftlichen Fesseln zu befreien. Indem ich die traditionellen Darstellungen des weiblichen Körpers infrage stelle, fordere ich dazu auf, die Vielfalt von Körper und Geist zu akzeptieren und die Schönheit in jedem individuellen Ausdruck zu sehen. Meine Aktgemälde streben dabei keine Perfektion an, da diese nur eine Illusion unserer Gedanken darstellt. Es gibt keine perfekten Körper oder Lebensläufe in der Realität, also strebe ich auch in meiner Kunst nicht danach.
Die Kraft der Selbstbestimmung
Meine Vision ist es, dass Frauen wie Männer ihre eigenen Träume und Ziele verwirklichen und ein selbstbestimmtes Leben führen können. Die Gesellschaft sollte uns unterstützen und ermutigen, unsere eigenen Wege zu gehen, ohne sich dabei an unrealistischen Stereotypen und Schönheitsstandards zu orientieren. Selbstbestimmung bedeutet, die Kontrolle über den eigenen Körper und das eigene Leben zu haben. Es bedeutet, Entscheidungen zu treffen, die zu persönlichem Glück und Erfüllung führen, unabhängig von gesellschaftlichen Erwartungen.
Sei du selbst die Veränderung, die du in der Welt sehen möchtest!
Foto: Tobias Clemens Richter
Ich bin absolut deiner Meinung! Toller Beitrag, der zum Nachdenken anregt. Weiter so!